Der Weg Im Tauchen - Rec, Tec, Pro?

Posted on Sunday, Jan 1, 2023
Bei der Tauchausbildung stellt sich spätestens nach dem Rescue-Diver die Frage: Wie geht es weiter? Mehr Specialties? Tec? Pro? In dieser Folge beleuchten wir die unterschiedlichen Wege im Tauchen und ihre verschiedenen Eigenschaften.

Show Notes

Disclaimer: Die in diesem Podcast getätigten Aussagen spiegeln lediglich die Meinungen der Produzenten wieder. Obwohl wir die Aussagen im Podcast reflektiert und nach Möglichkeit auf der Basis wissenschaftlicher und technischer Standards treffen, bleibt die verantwortungsbewusste Nutzung dieser Informationen dem Hörer überlassen! Taucht nicht über eure eigenen Grenzen und der eurer Buddies! Haltet euch an eure Zertifizierung und besucht praktische Trainings und Kurse, um eure taucherischen Fähigkeiten zu verbessern.

Was sind die Grundqualifikationen, welche den gängigen Verbänden zugrunde liegen?

Die ISO 11121 regelt die “Einführungsprogramme ins Gerätetauchen”. Die weltweiten ISO Standards sorgen dafür, dass die Ausbildungen vergleichbar sind. Die Verbände können allerdings auf diese Normungen eine eigene Variante anwenden und “schärfer” zertifizieren. Die Normungen verweisen auf den “Supervised Diver” (ISO 24801-1), den “Autonomous Diver” (ISO 24801-2) und den “Diver Leader” (ISO 24801-3). Die Instruktoren sind in separaten Normen geregelt.

Der Supervised Diver entspricht dabei dem “Discover Scuba” Programm oder ähnlichem. Dieses kann vor dem “Open Water Diver” mit einem Zertifikat abgeschlossen werden und man kann nur unter Aufsicht eines professionellen Tauchers ins Wasser. Das kann durchaus eine Option sein, um im Urlaub ein bisschen Fische zu schauen.

Als Autonomous Diver wird ein Taucher gesehen, der keinen professionellen Taucher als Aufsichtsperson benötigt und mit einem Buddy ins Wasser darf. Der klassische OWD wird in der Normung nicht erwähnt. Der “Self Reliant Diver”, der als Kurs angeboten wird, hat mit der Normung nichts zu tun.

Der Diver Leader ist die Bezeichnung für einen professionellen Taucher, der ausgebildet ist, um einen “Supervised Diver” zu beaufsichtigen. Ein Beispiel ist der “Dive Guide” oder auch der “Dive Master”.

Es gibt zwei Level der Instruktoren Qualifikation, welche nochmals in einer anderen Norm geregelt sind: Ein Instruktor Level 1 (ISO 24802-1) darf in der Ausbildung mitwirken und Schüler betreuen. Die Zertifizierung wird dann allerdings vom Instruktor Level 2 (ISO 24802-2) ausgesprochen. In manchen Organisationen wird die Aufsicht noch deutlich markanter gelebt - das ist auch immer ein wenig lokale Gegebenheit.

Welche Kurse gehören zur Standardausbildung als Taucher?

Nach dem “Open Water Diver” vertieft man meistens als “Advanced Open Water Diver” seine Fähigkeiten. Der “Rescue Diver” dient dann dazu, die Ausmerksamkeitsbubble von sich selbst auch auf das Team zu lenken. Der “Master Scuba Diver” ist eher ein Erfahrungsnachweis mit einer gewissen Anzahl Kurse und Tauchgänge. Die Verbände bewerben danach oftmals den Weg zum Dive Professional. Tatsächlich gibt es aber noch viel mehr Interessantes zu sehen und zu machen.

Welche Kurse sind außerdem noch sinnvoll?

Der Nitrox Kurs berechtigt einen dazu Gasmischungen mit einem höheren Sauerstoffgehalt zu nutzen. Das verlängert die Nullzeit und macht Sinn, wenn die anderen Taucher der Gruppe auch Nitrox nutzen. Der Aufwand im Kurs ist gering und man kann dann mit der Nullzeit der anderen Taucher mithalten. Das macht insbesondere auch dann Sinn, wenn der eigene Gasverbrauch langsam sinkt.

Ein Navigationskurs macht Sinn, um sich nach Kompass zurecht zu finden und Peilpunkte zu erkennen und ist deshalb auch zu empfehlen. Der Kurs macht allerdings vor allem unter schlechter Sicht Sinn. Man lernt, zu peilen und nach Kompass zu navigieren. Das erhöht die Sicherheit, auch unter schlechter Sicht, den Weg zurück zu finden.

Aus genau dem gleichen Grund kann der Night Diver / Bad Visibility Kurs Sinn machen, wenn man unter solchen Bedingungen ins Wasser will. Spätestens im Winter wird es früh dunkel. In manchen Gewässern herrscht ab einer gewissen Tiefe immer Dunkelheit. Mit Lampenzeichen kann man mit dem Buddy einfacher kommunizieren.

Die meisten Kurse sind aber umweltabhängig. Im kalten Wasser sollte man zeitnah an den Trocki-Kurs denken, welcher im Warmwasser erstmal keinen Sinn ergibt. Das Problem dabei: Bei den meisten Kursen ist man im Leihanzug unterwegs, der nicht gut sitzt. Deshalb hat man Tarierprobleme, Wassereinbruch und die Freude im Kurs ist gering. Achtet darauf, dass auch im kurs der Anzug gut sitzt. Also vorher ab zum Shop und anprobieren. Wenn man Fließgewässer vor der Türe hat, macht ein Strömungskurs Sinn…

Along the way haben wir den “Self Reliant” Kurs als sehr sinnvoll empfunden, weil man gezwungen wird, Probleme zu analysieren und die Ausrüstung zu überdenken.

Wichtig ist immer: Tauchen lernt man beim Tauchen - also ab ins Wasser und Erfahrung sammeln!!!

Ein Tauchgang mit Guide kann das eigene Erlebnis deutlich entspannter machen: Der Guide kennt die Divesite, gibt euch Gelegenheit zum Üben und ihr müsst euch keinen Druck machen wegen dem Rest vom Team. Das kann man auch nutzen, um gezielt z.B. mit der Kamera zu üben und den Urlaub dann in vollen Zügen genießen zu können.

Welche Betätigungsfelder gibt es denn beim Tauchen überhaupt?

Am allereinfachsten ist es, einfach nur aus Spaß unter Wasser zu sein und die Welt zu erkunden. Als “Fundiver” braucht es keine spezielle Ausrüstung, sondern nur einen passenden Buddy. Anschluss findet man auch an fast allen Tauchschulen.

Angepriesen wird bei den meisten Dive Centern der Weg zum “Dive Professional”. Damit ist in den meisten Fällen der Divemaster und die verschiedenen Instruktor Level gemeint. Allen gemeinsam ist es, dass man mit Kunden im Wasser ist. Dazu braucht es neben den eigenen Fähigkeiten vor allem auch Geduld.

Beim Technischen Tauchen geht es tiefer, weiter und drunter: Die Nullzeitgrenze wird überschritten, verschiedene Mischgase helfen bei der Dekompression und dem Überwinden der Stickstoffnarkose. Dank redundanten Systemen kann man Höhlen erkunden und Wracks penetrieren. Dazu braucht es neben viel Übung auch die Bereitschaft, seine Skills zu verbessern und eine umfangreiche Planung zu betreiben. Neben dem klassischen Tauchen mit Regler im “Open Circuit” (OC) gibt es auch die Option, direkt mit einem Kreislauftauchgerät (CCR) die Kurse zu machen. Hierzu gibt es aber verschiedene Ansichten, die man separat diskutieren kann.

Mit der Unterwasserfotografie oder dem Filmen kann man ein ganzes Leben füllen. Es braucht allerdings die Anfangsinvestition in die Kamera und auch wieder viel Übung. Dafür lässt sich die Fotografie mit fast allen Formen des Tauchens kombinieren.

Beim Freediving geht es mehr um das eigene Innere als das Wasser: Man lernt, zur Ruhe zu kommen und nicht selten spielt Meditation eine Rolle. Als Nebeneffekt sinkt beim Gerätetauchen der Luftverbrauch. Vielerorts haben sich Gruppen gebildet, welche ihr Druckgas der Beseitigung von Müll unter Wasser verschrieben haben. Ein Beispiel sind die Abfalltaucher Schweiz https://abfalltaucher.ch/. Hier kommen alle Skills zusammen: Schlechte Sicht, Hebesäcke und noch viel mehr. Auch Nicht-Taucher sind als Oberflächen Support herzlich willkommen.

Beim Forschungstauchen dokumentiert man und geht andere interessante Projekte an. Bei den meisten Sparten kommen verschiedene Skills zusammen…

Jede Sportart braucht auch Problemlöser im Hintergrund: Beim Tauchen braucht es ebenfalls Bastler im Hintergrund, die Regler revidieren, Jackets und Trockentauchanzüge flicken oder auch einfach Gas mischen. Spoiler Alarm: Hier kann man sich Wissen weit über die Handbücher hinaus aneignen.

Wie finde ich jetzt aber meine Sparte?

Am einfachsten ist es, mit anderen Tauchern zu reden. Die meisten in unserem Sport sind ja für ein paar Fragen bei Kaffee oder Bier durchaus zu haben und “geführtes” Begutachten des fremden Materials ist meistens ja auch kein Problem. Hier kann man schon gut erkennen, ob selber Interesse besteht.

Zu fast jedem Thema gibt es Youtube-Tutorials, in denen man sich weiter informieren kann. In den diversen Einsteiger Kursen nehmen sich Instruktoren Zeit für die Basics. Es kommt nicht darauf an, alles sofort in Perfektion zu bringen oder nur eine Fachsparte zu finden. Viel mehr Spaß hat man, wenn man alles am Rand der Reise ausprobiert… Zudem sind die verschiedenen Skills immer auch in anderen Bereichen sinnvoll.

Es kann immer wieder sinnvoll sein, sich von erfahrenen Buddies und Instruktoren Feedback einzuholen und sich weiterzubilden. Es gilt, offen für konstruktive Diskussionen zu sein und für sich selbst eine Konsequenz zu ziehen. Von guten Skills profitiert man bei jedem Tauchgang, egal was man macht.

Was sollte man vermeiden?

Fremde Meinungen sollten konstruktiv und begründet sein. So kann sich jeder selber überlegen, in welchen Kontext er die Vorschläge einordnet. Viele Taucher geben leider ihre eigene Meinung recht dogmatisch und unreflektiert weiter.

Uns persönlich fällt immer wieder an verschiedenen Dive Centern ein übermäßiges Verkäufertum auf. Werdet nachdenklich, wenn man von euch eine hohe Anfangsinvestition fordert.

Von Zero to Hero geht meistens nicht gut, weil in so kurzer Zeit keine große Erfahrung aufgebaut werden kann. Lernen und Skills entwickeln braucht seine Zeit. Wenn euch jemand also den Gesamtkurs “OWD zum Instruktor" in 14 Tagen anbietet, dann solltet Ihr stutzig werden…

Am Ende kann man zusammenfassen:

  • Am Anfang auf eine solide Ausbildung achten.
  • Viel tauchen gehen, Erfahrungen aufbauen und Neues ausprobieren.
  • Die Reise genießen und Gleichgesinnte finden.
  • Mit anderen Tauchern reden.
  • Nicht zu viel auf Kurse und Scheine achten, sondern eher darauf, etwas zu lernen…