Disclaimer: Die in diesem Podcast getätigten Aussagen spiegeln lediglich die Meinungen der Produzenten wieder. Obwohl wir die Aussagen im Podcast reflektiert und nach Möglichkeit auf der Basis wissenschaftlicher und technischer Standards treffen, bleibt die verantwortungsbewusste Nutzung dieser Informationen dem Hörer überlassen! Taucht nicht über eure eigenen Grenzen und der eurer Buddies! Haltet euch an eure Zertifizierung und besucht praktische Trainings und Kurse, um eure taucherischen Fähigkeiten zu verbessern.
In der aktuellen Folge beschäftigen sich Martin und Jan mit dem Tauchurlaub: Das Wetter draußen ist ekelhaft kalt, am See erfriert man trotz Trockentauchanzug fast. Da hilft nur eins: Ab ins Warme! Aber wohin? Und wo Buchen? Auf was muss man sonst noch achten?
Martin und Jan hatten beide schon gute, aber auch schon sehr durchwachsene Erfahrungen im Tauchurlaub…
Was für einen Tauchurlaub will ich eigentlich?
Am Anfang sollte erst einmal die Frage stehen, welche Erwartungen ich an meinen Urlaub habe. Will ich primär Tauchen oder ist das Tauchen eher eine Nebensache und der Hauptfaktor liegt auf dem Gesamterlebnis oder auch auf Site-seeing oder sogar Wellness? Sekundär ist dann die Frage, welche Location in der jeweiligen Jahreszeit überhaupt zur Verfügung steht…
Was brauche ich für einen Tauchurlaub?
Zentrales Elemente ist die Anreise, egal ob mit dem Auto oder dem Flugzeug. Multiples Umsteigen kann die Anreise - zumal mit Gepäck - erschweren und lange Flüge stehen manchmal nicht im Verhältnis zur Länge des Urlaubs. Das ist natürlich sehr individuell: Wie sehr stresst euch der Flug und wie abenteuerlustig seid ihr?
Vor Ort braucht es eine Unterkunft. Und die kommen natürlich ebenfalls in allen Ausprägungen. Vom Full-Service Hotel in Ägypten mit Buffet zu jeder Tages- und Nachtzeit über den eigenen Bungalow an der Ostsee bis hin zum Zelt und Campingkocher am lokalen See gibt es alle Varianten.
Eine weitere wichtige Frage ist Logistik vor Ort. Während ich in manchen Resorts das Hausriff nur wenige Meter entfernt habe, braucht es an manchen Locations schon geländegängige Fahrzeuge, um den Tauchplatz zu erreichen. Der lokale Verkehr und die anderen Verkehrsteilnehmer sind nicht für jeden etwas. Außerdem hat ein lokaler Guide den Vorteil, dass er für das Wetter den richtigen Tauchplatz kennt. Das erspart Frustrationen…
Was will ich taucherisch machen?
Am flachen Hausriff lassen sich entspannt Fische schauen. Bei Bedarf kann man am Anfang einen Guide buchen und später dann alleine ins Wasser gehen.
Mantas gibt es nicht überall und nur saisonal und auch Wracks sind nicht überall in greifbarer Nähe. Das gilt es vorher abzuklären. Man kann also entweder Freunde und Bekannte befragen oder auch Tauchcenter vor Ort. Als Infoquelle können Bilder dienen oder auch Youtube Videos.
Was brauche ich an Infrastruktur?
Schön ist natürlich ein Ort zum Lagern und Waschen der eigenen Ausrüstung.
Brauche ich nur Luft vor Ort zum Füllen oder auch Mietequipment? Will ich Nitrox oder bin ich auf Mischgase angewiesen? Diese sind oft nicht ganz so einfach zu bekommen trotz gut betauchter Locations. Die Rebreather-Kollegen unter uns freuen sich, wenn Sie nicht noch schweren Scrubber mitschleppen müssen und die Preise vor Ort für selbigen nicht astronomisch hoch sind. Spätestens hier wählt man dann die Destination auch nach den technischen Gegebenheiten aus. Das gleiche gilt auch für Tauchboote - lieber vorher nach der Infrastruktur an Bord anfragen!
Ein Shop und eine Werkstatt vor Ort ist super, wenn mal etwas ersetzt werden muss. Das erspart eigenen Redundanz. Bei Bedarf kann man an der Schule auch Equipment leihen…
Tauchbasen sind unterschiedlich ausgerichtet.
Während manche Basen eher auf Ausbildung ausgerichtet sind und pünktlich Feierabend machen möchten, sind andere Basen auf den coolen Urlaub ausgerichtet und haben sogar noch Abendprogramm und Ausflüge. Ich muss mich also fragen, welche Betreuung ich mir wünsche. Im Zweifelsfall kann ich aus Online-Kommentaren den “Vibe” erahnen.
Der Service wird überall anders verstanden und an manchen Tauchbasen wird mir die Ausrüstung fertig zusammengebaut. Das ist nicht für jeden etwas… Manche von uns sind aber schon aus gesundheitlichen Gründen auf eine gewisse Unterstützung angewiesen und sollten das auch schon bei der Locationwahl berücksichtigen.
Manchmal ist man in einer fixen Gruppe unterwegs oder mit dem langjährigen Buddy: Dann ist meistens alles gut. Wenn nicht, dann muss ich mir Gedanken machen, ob ich vor Ort mit einer Buddyzuteilung zufrieden bin. Wer Solo gehen möchte: Immer vorher abklären!
Nicht jede Location bietet eine riesige Abwechselung:
Das Hausriff ist vielleicht nach einer Woche erkundet. Und vielleicht sind nicht alle Spots mit meiner Qualifikation in Bezug auf Tiefe, etc. zu erreichen. Dann muss ich mir überlegen, ob ich nicht evtl. sogar im Urlaub die Location wechsle oder vor Ort andere Optionen (Tagesausflug mit Boot oder sonstige) nutze. Ansonsten kann ich evtl. die Zeit vor Ort auch für Trainingstauchgänge oder Kurse nutzen?
Mein eigener Ausbildungs- und Erfahrungsstand sollte auch mit einbezogen werden: Wenn ich noch wahnsinnig viel Luft verbrauche, dann ist ein Ort mit viel Strömung vielleicht nicht ganz optimal. Auf Tauchboote darf ich manchmal nur mit einer gewissen Zahl an Tauchgängen oder einem Specialty. Das muss ich vorher abklären.
Beim Thema Buchung gehen die Optionen weit auseinander: Ein spezialisiertes Reisebüro hat gute Informationen und viel Wissen. Das kann hilfreich sein, wenn man selbst keine Erfahrungen hat. Wenn aber die Kommunikation mühsam ist, dann hilft das Reisebüro auch nicht weiter. Der Service kann also sehr unterschiedlich ausfallen. Bei manchen Buchungen haben die Reisebüros auch einen gewissen Preisvorteil. Alternativ kann man auch die einzelnen Komponenten selber buchen. Das ist aufwändiger, aber unter Umständen günstiger und individueller. Es empfiehlt sich immer, zum Tauchcenter vor Ort Kontakt aufzunehmen, um die Infrastruktur und Möglichkeiten abzuklären. Manchmal können auch die Center eine Unterkunft oder den Fahrservice vermitteln. Als Grundsatz gilt: Durch frühes Buchen kann man Geld sparen. Auch eine gewisse Flexibilität kann von Vorteil sein, da manchmal die Preise für die Flugtage stark variieren. Im Zweifelsfall den Preis bei verschiedenen Optionen abklären und dann vergleichen.
Mein heimischer Tauchshop bietet unter Umständen auch Reisen an. Hier sollte ich vorher abklären, ob die Reise selbst organisiert wird oder nur von einem Reisebüro vermittelt ist. Im Idealfall weis ich schon, wer vom Staff und den bekannten Tauchern mitkommt. Bei allen Anbietern gilt: Wenn ich mit größeren Gruppen komme, kann ich andere Konditionen verhandeln.
Häufig werden gerade von Reisebüros gerne die fixen Tauchpakete schon mit der Reise verkauft. Das kann sich zwar preislich lohnen, ist jedoch auch nicht ganz unkritisch: Auch wenn ich vor Ort Sicherheitsbedenken habe, ist der Tauchgang schon bezahlt und ich habe vielleicht eine Motivation, trotzdem ins Wasser zu gehen. Ich selber nutze daher solche Pakete nur, wenn ich die Anbieter und die Location kenne und eine “Bail-out” Option durch Arztzeugnis habe.
Ein lästiges Thema sind die Versicherungen: Obligatorisch sollten die Kranken- bzw. Unfallversicherung sein und auch die Tauchunfallversicherung inkl. Druckkammerbehandlung. Aber Achtung: Nicht alle Versicherungen zahlen direkt vor Ort. Manchmal muss ich auch in Vorkasse gehen für meine Behandlung und kriege nur die Kosten zurückerstattet. Das kann, je nach Kreditkartenlimit, vor Ort eng werden. Deshalb vorher die Versicherungsbedingungen abklären und zwar schriftlich! Ein guter Trick ist eine günstige Kreditkarte zusätzlich. Die gibt es manchmal über Sportvereine oder ähnliches. Diese ist dann nur für Notfälle reserviert und daher nicht vorbelastet.
Reiserücktrittsversicherung und Gepäckversicherungen sind individuell vom eigenen Risiko abhängig. Manchmal ist der Versicherungsschutz in der Kreditkarte enthalten. Das gilt allerdings meistens nur für Dinge, die auch mit dieser Karte bezahlt wurden. Man sollte die eigenen Versicherungsbedingungen kennen.
Was ist jetzt, wenn ich vor Ort doch nicht tauchen kann?
Das geht manchmal schneller, als man denkt: Die Ohren tun weh, man ist erkältet oder das Wetter passt nicht. Es ist immer eine gute Idee, einen Backup-Plan zu haben. Das kann ein Reader mit Büchern sein oder euer Handy mit eurem Lieblingspodcast. :-) Wichtig ist nur: Eine Idee haben, damit die Stimmung vor Ort nicht sinkt. Besprecht diesen Plan auch vor Ort, damit euer Buddy Bescheid weis… Besprecht das Thema auch dann, wenn ihr mit eurem Partner unterwegs seid - nicht jeder ist glücklich damit, dem anderen drei mal am Tag beim Tauchen zuzuschauen und selbst nur in der Sonne zu sitzen, weil das Ohr zu ist…
Unterschiedliche Qualifikationen in der Tauchgruppe können eure Buddies unbewusst unter Druck setzen. Da hilft nur: Sensibel bleiben und ein offenes Ohr haben.
In diesem Sinne wünschen wir euch eine gute Zeit und einen hoffentlich schönen Tauchurlaub in der Sonne!