Disclaimer: Die in diesem Podcast getätigten Aussagen spiegeln lediglich die Meinungen der Produzenten wieder. Obwohl wir die Aussagen im Podcast reflektiert und nach Möglichkeit auf der Basis wissenschaftlicher und technischer Standards treffen, bleibt die verantwortungsbewusste Nutzung dieser Informationen dem Hörer überlassen! Taucht nicht über eure eigenen Grenzen und der eurer Buddies! Haltet euch an eure Zertifizierung und besucht praktische Trainings und Kurse, um eure taucherischen Fähigkeiten zu verbessern.
Nicht lachen bitte: Es gibt (zumindestens bei PADI) einen separaten Kurs und Intruktoren-Kurs, mit dem Ziel das korrekte Setzen einer Boje zu lernen. Auch, wenn sich nicht jedem der Sinn des Kurses sofort erschließt: Viele Taucher struggeln hart mit dem Skill und deshalb macht ein wenig Üben ja auch Sinn. Und verschiedenste Varianten gibt es auch noch…
Die Boje markiert die Position des Tauchers an der Oberfläche. Das macht immer dann Sinn, wenn Boote eine Gefahr darstellen. Also üblicherweise beim Auftauchen, aber auch bei geringer Wassertiefe. Denn Schiffsschrauben machen hässliche Verletzungen, die häufig tödlich enden. Auch Segelboote sind gefährlich, weil beim Überfahren oft Kopfverletzungen entstehen. Ausserdem sind Segelboote nicht zu hören.
Die Boje kann ausserdem als alternatives Auftriebsmittel an der Oberfläche und auch unter Wasser genutzt werden. Sie kann beim Stop im Freiwasser als Tarierhilfe genutzt werden und auch an der Oberfläche als Notsignal dienen.
Es gibt auf Tauchbooten auch verschiedene Procedures. So ist oftmals abgesprochen: Eine einzelne Boje ist als Abholzeichen gedacht. Im Notfall schießt aber jeder eine Boje, denn so sind die Taucher gut zu zählen. Verschiedenfarbige Bojen können als Kommunikationsmittel genutzt werden, wenn dies vorher abgesprochen ist. So bedeutet auf Tecbooten oft eine rote und eine gelbe Boje am gleichen Seil: Wir benötigen mehr Gas. Mit einer Schreibtafel kann an der zweiten Boje eine Nachricht befestigt werden.
Gerade bei Stops in der Strömung im Meer kann durch das rechtzeitige Setzen der Boje auch schon das Schlauchboot ablegen um das Team zu verfolgen. Was ist der Unterschied zwischen einer Surface Marker Boje und einer Delayed Surface Marker Boje? Eine SMB ist die ganze Zeit aufgeblasen und wird an einem Seil an der Oberfläche mitgezogen. Die Anwendung macht z.B. bei geringer Wassertiefe Sinn, wenn Boote eine echte Gefahr darstellen. Beim Driftdive kann so die Gruppe mitverfolgt werden. Ein DSMB wird erst vor dem Aufstieg aufgeblasen und schwimmt an einem Seil zur Oberfläche. Auch hier ist dann die Position markiert und für Boote sichtbar. Zusätzlich ist die Leine dann als Tarierhilfe nutzbar. Es gibt noch viele andere Verwendungszwecke.
Im Bezug auf die Farben der Bojen hat sich leider kein echter Standard durchgesetzt. Zu kaufen gibt es alles und vielerorts herrscht ein rechtes Durcheinander. Ursprünglich war mal die Grundregel: Rot oder orange als Aufstiegsmarker, gelb für Notfälle. Das ist aber längst nicht mehr gängig. Deshalb vorher absprechen!!! Es gibt auch zweifarbige DSMBs, mit denen scheinbar beide Funktionen genutzt werden können. Wie ich als Taucher dann aber bestimme, welche Seite sichtbar ist zum Boot, das haben wir noch nicht herausgefunden…
Auf den SMBs sind oft Flaggen angebracht. Hier sind die Alpha-Flagge und die Taucher-Flagge “Michigan-Flag”. Es gibt hierbei rechtliche Unterschiede. Die Alpha-Flagge ist ein offizielles Schifffahrtszeichen für “Taucher im Wasser” und weist andere Schiffe an, sich aufgrund eingeschränkter Manövrierfähigkeit fernzuhalten. Das kann nach lokaler Regelung auch im Schifffahrtsrecht abgebildet sein. In der Schweiz ist das Aufstellen der Alpha-Flagge an Tauchplätzen rechtlich erforderlich. Evtl. gibt es an Schiffen auch Kombinationen verschiedener Flaggen mit der Alpha-Flagge.
Die Taucherflagge ist zwar sehr bekannt, aber im amerikanischen Raum deutlich verbreiteter. In Europa ist uns diese eher aus den Merchandise verschiedener Firmen bekannt.
Auch die Größe der Boje macht einen Unterschied. Kleine Bojen sind handlich und für den See oder Fluss ausreichend. Im Meer bei Wellengang sind allerdings höhere Bojen besser zu erkennen. Je dicker eine Boje im Durchmesser ist, desto besser hält diese auch bei starkem Wind. Dafür kann das Aufblasen einer grossen Boje gerade im Flachwasser oder an der Oberfläche länger dauern und mehr Challenge bedeuten.
Offene Bojen sind am unteren Ende geöffnet und deshalb einfach mit dem Octopus zu befüllen. Der Nachteil: Sobald die Spannung von der Leine ist, entweicht unter Umständen die Luft und die Boje liegt flach resp. sinkt sogar wieder ab. Eine geschlossene Boje ist einfach zu, verfügt über ein Auslassventil mit Überdruckfunktion und wird über einen Inflatoranschluss befüllt. Die Boje kann somit unabhängig vom Zug an der Leine an der Oberfläche verbleiben. Dafür ist das Füllen aufwändiger. Halboffene Bojen haben eine grosse Öffnung an der Unterseite, verschliessen sich bei Druckanstieg selber dank einem Ventilmechanismus. Meistens haben Sie zusätzlich noch eine Befüllmöglichkeit über den Inflatoranschluss. Bei manchen Herstellern versagt nach ein paar Jahren der Ventilmechanismus und die halboffene Boje wird zu offenen Boje.
Die verschiedenen Modelle an Bojen haben auch noch andere Funktionen. Manche haben Aufschriften oder Aufdrucke, ggf. auch Customized mit dem eigenen Namen. Bei manchen Modellen kann man an der Spitze in eine Klarsichttasche einen Leuchtstab oder LED-Lampe einlegen. Achtung: Nicht alle LED-Lampen kann man auf Tiefe einschalten, gerade Druckknöpfe sind mit Druck auf Tiefe nicht immer kompatibel. Chemische Knicklichter sind verlässlich, funktionieren allerdings nicht immer bei Kälte gut.
Manche Bojen haben eine kleine Tasche für Notizen aus den Wetnotes. Bei SMBs gibt es die große, runde, aufblasbare Variante. Bei manchen ist der Auftrieb so groß, dass man sich sogar auf der Boje ausruhen kann. In einer Tasche in der Mitte ist Platz für Seil, Gewichte, Getränke und sogar das Mittagessen…
Mit der Boje an sich ist es ja nicht erledigt. Diese muss ja auch noch befestigt werden. Zur Befestigung hat es sich bewährt, die Leine mit einer grossen Schlaufe durchzufädeln. Eine Befestigung mit Karabiner kann auch eine Option sein, erhöht aber das Risiko, dass sich die Boje löst. Als Leine bietet sich Cave-Line mit einer angemessenen Stärke an. Eine gut sichtbare Farbe erhöht bei schlechter Sicht den Komfort. Es gibt sogar selbstleuchtende Varianten.
Der Klassiker ist eine kleine Rolle, das Spool. Hier ist die Leine aufgewickelt und mit einem Doubleender fixiert. Damit das gut funktioniert, sollte das Spool nicht übermäßig gefüllt sein. Beim Schiessen der Boje wird die Rolle zwischen die Finger geklemmt und später wieder der Doubleender genutzt, um die Leine zu fixieren. Es gibt Spools aus verschiedenem Material. Auch wenn manche Hersteller eine neutrale Tarierung des Spools unter Wasser versprechen, meistens klappt das nicht zu 100%. Manche Spools schwimmen auch, was absolut kontraproduktiv ist, denn so kann ich die Leine ja komplett verlieren. Kleine Spools lassen sich mit Handschuhen eher schlecht bedienen.
Etwas gröber, aber mit Handschuhen leichter zu bedienen ist ein Reel. Hier ist die Leine auf einer Rolle mit Kurbel und Handgriff sowie Bremsschraube verstaut, wodurch das Handling einfacher wird. Auch hier will die Anwendung allerdings geübt sein. Es gibt Varianten unterschiedlichster Hersteller, zum Teil auch mit aufwändigeren Bremsmechanismen. Bei einem guten Reel sollte es nicht möglich sein, die Feststellschraube aus Versehen auszudrehen, denn das kann unter Stress sonst schnell passieren. Ein gutes Reel ist allerdings auch recht teuer…
In jedem Fall gilt: Vor der ersten Anwendung die Leine abwickeln und sicherstellen, dass diese an der Rolle verknotet ist. Ausserdem immer die Leine nachmessen, ob diese auch lang genug ist.
Im Zweifelsfall gilt: Leiht das Material zuerst aus und probiert die Anwendung aus. So findet ihr Material, mit dem ihr gut zurecht kommt.
Theoretisch reicht eine Leinenlänge, die euch den Einsatz auf der maximale Nutzungstiefe erlaubt. Beim Sicherheitsstopp am Riff können das 5 Meter sein. Wenn aber ein Freiwasseraufstieg vom Wrack ansteht, dann müssen evtl. auch 40 Meter drinnen sein. Oder im technischen Bereich noch mehr. Bedenkt auch: An der Oberfläche treibt eure Boje bei Wind ab und ihr benötigt noch mehr Leine. Hier hat sich der Faktor 1,5 bewährt. Für einen 40 Meter Tauchgang mit Freiwasseraufstieg sollten somit 60 Meter Leine vorgehalten werden.
Mit ein paar Modifikationen kann man sich das Leben leichter machen: Der erste Teil der Leine mit einem Knoten und Schrumpfschlauch versehen hilft beim Einfädeln durch die Löcher des Spool mit Handschuhen. Eine identische Modifikation der Schlaufe erleichtert das abrollen und ausfädeln. Ein kleines Kügelchen erfüllt die ähnliche Funktion. Man kann sich auf die gängigen Tiefen der Dekostops schon vorab auf der Leine markieren: Entweder mit Knoten oder kleinen Schlaufen. Das kann bei sehr schlechten Sichtverhältnissen helfen.
Grundsätzlich gilt: Die Boje und Leine sind ein Tarierungshilfsmittel und sollten nicht als Aufriebskörper genutzt werden. Es geht also darum, das Spool oder Reel als visuelle Referenz für die Tarierung zu nutzen und sich nicht in die Leine zu hängen. Das ist zwar für einen kurzen Moment nicht dramatisch, sollte aber nicht das Trainingsziel sein.
Eine statische Verbindung zum Taucher sollte vermieden werden. Durch diese besteht nämlich die Gefahr, dass der Taucher durch eingehakte Wasserfahrzeuge an die Oberfläche gezogen wird.
Wenn man nur das Spool oder Reel in der Hand hält, dann merkt man unter Umständen ein Überschreiten der Tiefe nach oben nicht. Besser geeignet ist die Option, die Leine zwischen den Fingern einzuklemmen und locker durchlaufen zu lassen. So spürt man Tiefenänderungen durch die Reibung an der Leine. Wenn das Spool schlecht aufzuwickeln ist, dann kann man den Doubleender an der freien Leine als Griff benutzen und mit dem Daumen an der Öse die Leine halten. Die lockere Leine kann man dann auf das Spool aufwickeln.
Hier gibt es verschiedene Varianten…
In einer Variante wird die Boje mit dem Inflatorschlauch befüllt. Das funktioniert gut und schnell, gerade auch unter kalten Bedingungen. Dafür muss allerdings ein zusätzlicher Inflatorschlauch vorhanden sein oder abgekoppelt werden. Gerade für Rebreather wird diese Variante bevorzugt, da man nicht aus dem Loop gehen muss.
Das Befüllen mit dem Mund braucht ein wenig mehr Übung und stellt im Kaltwasser viele vor große Probleme. Spannenderweise scheint das vor allem bei Plastik-Anschlüssen ein Problem zu sein. Es kann eine Lösung sein, den Anschluss eher seitlich in den Mund zu nehmen und den Kopf ein wenig zu neigen. In jedem Fall gilt: Darauf achten, dass der Weg nach oben frei ist und sich nichts an der eigenen Ausrüstung verfangen kann.
Mit dem Octopus befüllen ist eine einfache Variante, geht aber nur mit einer offenen oder halboffenen Boje. Außerdem kann durch die Luftdusche im sehr kalten Wasser mit schlecht eingestelltem Atemregler ein Abblasen resultieren.
Etwas exotisch aber auch möglich: Das Befüllen mit der eigenen Ausatemluft. Dabei wird die Öffnung der Boje über den Auslass des Atemreglers gehalten und dann die Ausatemluft eingefangen. Achtung: Das Risiko des Verfangens ist hier erhöht.
Theoretisch kann man auch über den Auslass des BCD füllen. Entweder mit Luft aus der Blase oder auch mit Luft aus der Flasche. Durch gleichzeitiges Drücken von Ein- und Auslass strömt die Luft aus dem Auslass nach außen, wenn der Inflator hochgehalten wird. Das ist aber ebenfalls eher eine exotische Variante.
Ein anderes Problem: Beim übermässigen Aufblasen mit dem Mund erzeugt man hohe Drücke im Brustkorb. Das kann unter Umständen dazu führen, dass venöse Gasblasen aus der Dekompression in das arterielle System übertreten und ein DCS verursachen. Daher versuchen wir, dieses Verhalten zu vermeiden.
Viele haben Probleme mit der Tarierung während dem Aufblasen der Boje. Hierbei hilft zuerst einmal Ruhe. Die Boje muss nicht in 30 Sekunden oben sein. Also alles lieber ein wenig ruhiger machen.
Es gibt verschiedene Philosophien, Spool und Boje zu versorgen. Bei mir läuft das wie folgt: Das Reel mit Hauptboje ist vorab verbunden und wird von einem Bungee zusammen gehalten. Das ganze ist mit einem Karabiner an meinem Harness am Hinterteil versorgt und von beiden Seiten greifbar. So ist ein schneller Einsatz sichergestellt. Die Backupboje ist für Notfälle in der Trockitasche und das Spool separat angehängt. Dadurch kann ich mir den Einsatzzweck flexibel aussuchen: Als Auftriebsmittel, an der gleichen Leine als Signalmittel oder auch andere Varianten. Aber auch das Spool kann ich für schlechte Sicht einzeln verwenden.
Wie immer gilt: Ihr müsst für euch eine gangbare Lösung finden. Was immer ihr macht: Probiert eure Lösung öfter mal aus. Nur so funktioniert es auch unter Stress.